Beginnen wir miteinander …im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Heute werden wir uns in das Leben und die Geschichte von Maria Magdalena vertiefen.
In den ältesten Quellen der Bibel finden wir relativ wenig über diese Frau.
Maria Magdalena hat Jesus kennen gelernt, als er sie von den sieben Dämonen geheilt hat – das war eine einschneidende Wende in ihrem Leben.
Sie war krank und er hat ihr neues Leben geschenkt.
Nicht nur ein Leben ohne Krankheit, sondern auch einen neuen Lebenswandel - eine neue Perspektive
Das war für sie Grund genug ihm nachzufolgen.
Ein JA zu Jesus.
Maria Magdalena wurde im Laufe der Geschichte mit vielen Frauenbildern verknüpft…
Lassen wir uns ein, auf die Geschichte dieser geheimnisvollen
und doch so wunderbaren, mutigen Frau – Maria Magdalena.
„Maria Magdalena, die
Jesus von sieben
Dämonen befreit hatte,
begleitete ihn.“
(nach Lk 8,2)
Maria Magdalena können wir als eine enge Freundin Jesu sehen, die sich von ihm in ein Leben der Nachfolge rufen ließ und die ihm treu blieb - bis in den Tod hinein.
Als Erste hat sie die Osterbotschaft vom Auferstandenen empfangen.
Was für eine Auszeichnung!
Wir sehen in Ihr eine Frau,
die sich in aller Freiheit für Jesu Nachfolge entschieden hat und die erfahren durfte, dass durch Jesus das Leben heil wird und der Tod nicht das letzte Wort hat.
Wir sehen in ihr eine Frau, die Wegbegleiterin,
Verpflegerin, Gefährtin,
Fürsorgerin, Zuhörerin und Gespächspartnerin ist.
Ja sogar als Feministische Theologin dürfen wir Maria Magdalena bezeichnen.
Sie wird als „Geist der Weisheit“ und sogar als „Netzewerferin“ bezeichnet, die die anderen Jünger, die sich verirrt hatten, wieder einfing.
Lasst euch von Ihr anstecken, an eure eigene Kraft zu glauben.
Herr, gib uns Weggefährten mit, die uns helfen, wenn wir an einer Weggabelung unseres Lebens angekommen sind. Hilf uns, durch Sie den Weg zur Entscheidung zu finden.
Herr, schick uns Gesprächspartner/Innen und ZuhörerInnen, wenn wir in einer Situation sind, in der wir uns ungehört fühlen. Stärke uns durch Gespräche mit Vertrauten.
Lass uns mutig sein, wenn provokante Fragen gestellt werden. Gib uns Kraft und Unterstützung, damit wir ermutigt sind, die Lehre Jesu hinauszutragen.
Maria Magdalena, Du Liebende, Gefährtin, Freundin, Du Apostelin der Apostel!
Du begegnest uns als Frau mit all den verschiedenen Aspekten des Menschseins.
Wir dürfen dich Schwester nennen. Du stehst neben uns, so nah, von Frau zu Frau.
Deine Liebe, Deine Freundschaft, Deine Sinnlichkeit, Dein Mut und Deine Kraft machen dich zu einem Vorbild für uns!
Wir danken und verneigen uns vor dir!
Maria Magdalena, Du Liebende!
Wie musst Du gestaunt haben, als Jesus Dir begegnete. Ein Mann, der so anders war als all die anderen; der sich auf die Seite der Schwachen, Armen, Außenseitern und Kranken stellte. Ein Mann, der von Liebe, Vergebung und Frieden sprach.
Wie warm wurde dir dabei? Machte dein Herz ein Sprung?
Kribbelte deine Haut und strahlten deine Augen?
Maria Magdalena, geliebte Schwester! Lass auch uns Liebende sein! Mögen wir unseren Herz Raum weit öffnen und uns und andere mit Liebe berühren!
Maria Magdalena, Du Gefährtin und Freundin!
Treu hast du die Gruppe von Männern und Frauen begleitet. Du warst Zeugin, warst Begleiterin, hast zugehört, gesprochen, warst mit dabei.
Maria, Magdalena, geliebte Schwester! Lass auch uns Gefährtinnen sein! Mögen wir füreinander da sein und uns in Freundschaft begegnen!
Maria Magdalena, Du Apostelin der Apostel!
Du warst im Kreis von Jesus und seinen Freunden und Freundinnen. Mutig hast du dich getraut dabei zu sein. Du warst von Jesus berührt und hast ihn mit deiner Liebe berührt. Seine Botschaft hast du mit- und weitergetragen.
Maria Magdalena, geliebte Schwester! Lass auch uns Apostelinnen sein! Mögen wir uns mutig zeigen und Verkünderinnen sein!
Aus dem Evangelium nach Johannes – 20,1-18
Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.
Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger den Jesus liebte und sagte zu ihnen:
„Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben.“
Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zu Grab;
Sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab.
Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein.
Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war und ging in das Grab hinein.
Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte;
Es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.
Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein;
Er sah und glaubte. Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte.
Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein.
Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.
Diese sagten zu ihr:
„Frau, warum weinst du?
Sie antwortete ihnen:
„Sie haben meinen Herrn weggenommen und
ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben.“
Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und
sah Jesus dastehen, wusste aber nicht,
dass es Jesus war.
Jesus sagte zu ihr: „Frau warum weinst du?
Wen suchst du?
Sie meinte, es sei der Gärtner und sagte zu ihm:
„Herr, wenn du ihn weggebracht hat, sag du mir,
wohin du ihn gelegt hast!
Dann will ich ihn holen.“
Jesus sagte zu ihr: „MARIA!“
Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: „RABBUNI!“
das heißt MEISTER.
Jesus sagte zu ihr:
„Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen:
Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“
Maria von Magdala kam zu den Jüngern
und verkündete ihnen:
„Ich habe den Herrn gesehen.“
Und sie berichtet, was er ihr gesagt hatte.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Maria Magdalena war, zusammen mit anderen Frauen und Männern Jesus nachgefolgt und hatte alle Hoffnung auf ihn geworfen.
Sie war eine der treuesten Freundin, Gefährtin, Fürsorgerin und Zuhörerin, eine wichtige Stütze von Jesu.
Sie spürte von Anfang an, dass Jesus ein besonderer Mensch war – sie mit ihm in einer einzigartigen geistigen Verbindung stand.
Maria Magdalena und auch andere Frauen, ließen sich durch dieses Verbot – einem Aufständischem zu folgen - nicht lähmen.
Sie waren bei der Kreuzigung dabei, wenn auch aus der Distanz.
Sie blieb nicht daheim, sie folgte ihrer Sehnsucht und ihrem Herzen.
Und so sind die Tränen, die Maria weint Ausdruck der Verzweiflung darüber,
dass alle Hoffnung, alle Freude und alle Zuversicht mit Jesu Tod zerschlagen worden sind.
Und sie, die Maria Magdalena, die dachte „das kann doch alles nicht wahr sein“, sie sieht den Auferstandenen – als ERSTE und erhält als ERSTE den Auftrag die Nachricht von der Auferstehung zu verkünden,
die frohe Botschaft, weiterzutragen:
Als Liebende wird Maria Magdalena zur ERSTEN Zeugin und Verkünderin der Auferstehung… sie wird zur Apostelin der Apostel!
Diesen Titel würdigte Papst Franziskus 2016 ganz offiziell.
Maria Magdalena „Apostelin der Apostel“ sie soll es sein, die die Apostel zum Glauben hinführen soll… und das als Frau zu der Zeit unfassbar!
Diese Begegnung von Maria mit dem auferstandenen Jesus, der Auftrag von Nachfolge und Verkündigung der frohen Botschaft ist für unseren Glauben von entscheidender Bedeutung.
Wir alle – Frauen und Männer - sind aufgerufen diesem Auftrag zur Nachfolge Jesu und die Verkündigung der frohen Botschaft Folge zu leisten.
Liebe Maria Magdalena,
auch wenn wir gerne noch viel mehr über dein Leben erfahren möchten und du uns nicht antworten kannst, haben wir aber die Gewissheit, dass die Geistkraft Gottes uns mit dir verbindet, uns zu Schwestern, zu Verbündeten, zu Gefährtinnen, zu einem starken weiblichen Vorbild macht.
Damit wir Frauen immer wieder und trotz allem für das Leben, für unseren Glauben,
für unsere Familien, für unsere Beziehungen, für unsere Arbeit, unsere Kreativität und die Bewahrung der Schöpfung, für den Frieden in uns und weltweit - aufstehen und einstehen wollen… so wie du es gemacht hast…mutig und willensstark!
Lassen wir uns berühren und ermutigen von dieser wunderbaren Frau –
MARIA MAGDALENA –
APOSTOLA APOSTOLORUM.
Es macht uns betroffen, dass die Männerkirche bewusst unterschlagen hat, welche entscheidende Bedeutung Maria Magdalena für die Verkündigung der Botschaft Jesu und für die Kirche unserer Zeit hatte.
Darum beten wir für eine glaubwürdige Gemeinschaft,
die Frauen und Männern die Rollen zugesteht,
in denen sie sich entfalten können und in denen sie Kirche und Welt positiv mitgestalten und verändern können.
Es macht uns betroffen, dass uns Theologen das Evangelium der Maria und viele andere Texte vorenthalten haben, in denen wir weibliche Vorbilder für unsere Religiosität und für unsere Spiritualität finden können.
Darum beten wir für eine mutige, offene und ehrliche Gemeinschaft, die keine Angst hat und keine Angst macht, in der der Geist und die Weisheit der Frauen wertgeschätzt wird.
Es macht uns betroffen, dass unsere Gefühle so oft abgewertet werden gegenüber dem männlichen Ideal von Verstand und Logik, dass der angeblich „männliche“ Geist so oft höher bewertet, wird als der angeblich „weibliche“ Körper, dass Macht und Stärke so oft wichtiger genommen werden
als das Wissen um den Kreislauf, von Geboren werden und Sterben.
Darum beten wir für eine Gemeinschaft,
in der Frauen sich nicht vermännlichen müssen
um ernstgenommen zu werden, in der sie sich nicht verbiegen
und nicht sich selbst verleugnen müssen.
Wir beten für eine Welt in der befreiende Gleichberechtigung und ein Miteinander auf Augenhöhe möglich ist.
Noch nie hat jemand so zärtlich, so liebevoll, so respektvoll Maria gesagt.
Maria, mit allem, was du gelebt hast, bruchstückhaft und zerbrechlich.
Mit allem, was dir danebengegangen ist.
Mit allem, was du gut gemeint, aber schlecht getroffen hast.
Mit allen Enttäuschungen und zerschlagenen Hoffnungen, allen Tränen.
Mit allen Verletzungen.
Maria, mit allen Wegen, die du begonnen hast.
Mit allem, was du ersehnt, geglaubt und gehofft hast.
Mit all deinen Freuden, deinem Lachen und deinem Stolz.
Mit allem Gespür für die Bedürfnisse der anderen.
Mit allem, was du für andere und für dich getan hast.
Mit allem, was du versucht hast.
Maria, mit allem, was nur du gelebt und geliebt hast.
Das ist es, was zählt!
Wir sind befreit, gesalbt, gesegnet und dazu berufen, so wie Maria Magdalena die gute Botschaft Jesu Christi weiterzutragen und allen Menschen nahe zu bringen, die uns begegnen. Dazu wollen wir uns in einem Segensritual gegenseitig bestärken und von Gott senden lassen. Wir geben nun eine Schale mit duftendem Öl, das Pfarrer Cristian für uns gesegnet hat, weiter. Und wir zeichnen damit einander ein Segenskreuz in die offenen Hände.
Dazu sprechen wir jeweils die Zusage:
„Du bist gesegnet, ein Segen bist du.“